Alles Theater

Das von Das oder nicht Das von Das.

Das wahrscheinlich bekannteste Zitat der Theatergeschichte lautet ‚Sein oder nicht sein‘. (Die beste Erklärung für diesen kryptischen Hamlet-Text gibt es in diesem Sketch mit Rowan Atkinson und Hugh Laurie)

Leider eignet sich die deutsche Übersetzung schon allein aus gender-emanzipatorischen Gründen nicht zur weiteren Verwendung. „Ihres oder nicht Ihres“ klingt allerdings ebenso unglücklich (konkreter wäre da „Iris oder nicht Iris“, denn da denke ich sofort an meine geschätzte Kollegin, die mir als Getrud im besagten Stück zur Seite stand und mich nach einer schnellen Übernahme des Claudius sanft wie einen dementen König an die richtigen Positionen schob).

Die sächliche und damit geschlechtlich neutrale Form ist mit der ersten identisch, jedenfalls für alle, die es linguistisch konservativ halten. Die kreativen Sprachwissenschaftler sind da experimentierfreudiger. Spüren wir also der scheinbaren Dativ-Konstruktion nach und schauen sinngemäß auch dem Volksmund auf selbigen, dann wäre ein – zugegebenermaßen holprig-umgestelltes – „Das von Das oder nicht Das von Das“ zumindest denkbar, wobei jetzt auch Anklänge von Dada und Realsatire durchschmecken. Zwei Aspekte, die mir persönlich als Ausgangspunkt für alle meine Betrachtungen viel näher am Herzen liegen als jeder sprachliche Konservatismus. (Dass nun mit „Das ist hier…“ auf vier Das ein fünftes Das folgt, ist stilistisch fragwürdig aber an dieser Stelle belanglos.)

Die Verknüpfung von Hochkultur und Unterhaltung ist in unserer Gesellschaft bis heute schwierig. Die eine Seite tendiert zu komplexen Rechtfertigungen, bei der das Vergnügung immer auch eine erzieherische Note verpasst bekommt. Die andere Seite lässt einem kurzen Ausflug in die elitäre Welt der ästhetisierten Vielschichtigkeit reflektorisch ein saloppes „War ja nur Spaß!“ folgen.

Obwohl wir uns mittlerweile im 21. Jahrhundert befinden, haben sich die kulturellen Bedürfnisse keineswegs so emanzipatorisch weiterentwickelt, wie es die politische und kulturelle Bewegung und ihre Ablehnung der Unterscheidung zwischen E und U Ende der 60er Jahre hätte vermuten lassen. Die Postmoderne, die ja in ihrem theoretischen Kern eine solche Unterscheidung quasi als nicht-existent postuliert, indem sie beide der Meta-Ebene einer alles umfassenden Dauerspiegelung unterordnet, somit also den Kulturbegriff als solchen kritisch hinterfragt und eher an dem Wer Wo Wie mit Wem als an dem Was interessiert ist, konnte nicht verhindern, dass es immer noch eine große Anzahl von Menschen gibt, die sich vor allem fragen, in welcher Garderobe sie ins Theater gehen und was sie vorher essen und nachher trinken sollten statt die Gelegenheit zu nutzen, sich Fragen nach dem eigenen Lebensinhalt zu stellen.