Kreuzzwang in Bayern – Wie der Import eines kulturellen Zeichens die Diskussion um die Frage nach der Zugehörigkeit zu einer Kulturgemeinschaft auf überraschende Weise bereichert.
Die erste Suche bei Google mit der Frage :“ Wo werden die meisten Holzkreuze produziert?“ zeigt mir gleich als ersten Eintrag einen Artikel aus dem Jahr 2011, der in der Augsburger-Allgemeinen erschien.
„Kreuz und quer durch Europa – Friedhofskreuze aus der Türkei“ Darin wird berichtet, dass ein türkischstämmiger bayrischer Unternehmer auf die Idee kam, Friedhofskreuze in der Türkei produzieren zu lassen, weil er damit deutlich mehr Gewinn macht, als wenn er sie in Deutschland herstellen lässt. Die türkischen Mitarbeiter waren anfangs skeptisch und die zuständigen Ämter wussten gar nicht, was da eigentlich produziert werden soll, aber das wirtschaftliche Interesse überwand dann doch den religiösen Zweifel. Das Eichenholz muss für die Produktion allerdings in die Türkei importiert werden. Lediglich die Fertigstellung erfolgt dort, das Material ist also entweder deutsches Holz oder kommt von ganz woanders her – der religiöse bzw. kulutrelle Hintergrund des Holzexporteurs war nicht zu ermitteln. (1)
Im Guardian stand zu dem Kreuzzwang in Bayern nun folgendes zu lesen:
„Tobias Haseidl, one of the few remaining makers of Christian crosses in Bavaria, said that contrary to some expectations he had not received an increase in orders. He did not support the initiative, he said.
“I’m sure that most officials will buy factory-made crucifixes,” he told the Oberbayerisches Volksblatt newspaper, adding that mass-produced crosses from Asia had dented his trade in recent years.“ (2)
Der bayrische Unternehmer kann sich von dem neuen Gesetz also keinen wirtschaftlichen Zugewinn erhoffen, denn die amtlichen Behörden werden sich aller Voraussicht nach auf Druck des Landesrechnungshofes mit der günstigeren Importware aus Asien eindecken. In Masse produzierte Kreuze aus Asien werden also den Aufhängdrang der Bayern stillen müssen. Söder hat ja mehrfach gefragt und ungefragt erklärt, dass die nun aufgehängten Kreuze nicht als religiöse Symbole sondern als Zeichen einer kulturellen Identität verstanden werden sollen. Warum also sollten diese Zeichen kultureller Zugehörigkeit zur eindeutig abendländischen Gemeinschaft nicht in einer kommunistisch-kapitalistischen (sic!) und in der Hauptsache buddhistischen Kulturgemeinschaft hergestellt werden – nämlich in China.