Sommermärchen

Viel wurde in letzter Zeit geschrieben über die Machenschaften der Fifa. Nachdem Blatter und Platini für ihre Abenteuer in der gegnerischen Hälfte nun Gelb-Rot bekamen, hat auch der DFB das Vertrauen der eigenen Nation durch bedingungsloses Offensivspiel im Schmuddelsektor verloren und wurde aus dem sonst so sicher funktionierenden Zeugenschutzprogramm der deutschen Öffentlichkeit entlassen.

Das Verhalten der älteren Herren dieses Verbandes ist bemitleidenswert. Wie sie sich auf offenem Feld durch beeindruckende Haken, schnelle Kreisbewegungen und weite Sprünge vor den Angriffen durch Medien und Ex-Funktionäre in den nächsten Busch oder das DFB-Museum in Dortmund zu retten versuchen und dabei an todespanische Hasen erinnern, das ist ein Anblick, der mir, selbst Mann im mittleren Alter, geradezu physische Schmerzen bereitet.

Aber ist das alles der wirkliche, wahre Grund dafür, warum wir als Fußballnation wieder an die Spitze der Weltgemeinschaft gelangt sind? Ist es nichts anderes als der schnöde Mamon, der uns diesen Weg gebahnt hat? Sind wir beim ultimativen Bezahlfußball angekommen? Ich glaube nicht.

Warum sind wir nicht endlich ehrlich in diesem Land: Es war diese lebenslustige Demonstration deutscher Tanzkultur und Weltoffenheit, die letztendlich bei vielen der stimmberechtigten FIFA-Mitglieder den Ausschlag für die positive Entscheidung in Richtung WM 2006 gegeben hat.

Sowas vergisst niemand, das hat die meisten der Fußballfunktionäre sicher auch privat in ihrer Lebensführung beeinflusst.

Wer das hier sieht, der schlägt keine Kinder und prügelt keine Hunde, der lässt sich nicht mit Geld und guten Worten bestechen, der wird, um jetzt eine vielzitierte Phrase zu bemühen, einfach ein besserer Mensch.

Ein bestechender Beweis dafür, wie ein gutes Beispiel geradezu lawinenartig und nachhaltig seine Wirkung hinterlässt.

Danke an die Redakteure des aktuellen Sportstudios, die schon in den 70ern wussten, wie die deutsche Sportlerseele wirklich tickt und auf welch unwiderstehliche Art und Weise die nächste WM nach Deutschland geholt werden kann.

Ein Traum? Nein. Ein Märchen!

PS: Nur diese klitzekleine, fast homöopathisch anmutende Frage nach dem gut geplanten Verabreichen von leistungsteigernden Substanzen über zwei Jahrzehnte des sich stetig beschleunigenden Weltfußballs in allen großen Ligen – die steht weiterhin im Raum. Allerdings eher ganz hinten in einer stillen Ecke, wo sie sich bisher noch nicht so Recht Gehör verschaffen konnte.

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